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Eine einmalige Bünderin

Maike Hölscher-Settnik malt schon ihr ganzes Leben lang. Sie malt mehr, als das sie studiert. Sie stellt aus, aber nur klein. Aber jetzt, jetzt steht der Bünderin etwas Größeres bevor.

Maike malt. Jahrelang ohne einen einzigen Strich Schwarz. Dafür in Gelb, in Hell, in Bunt. »Das habe ich aus der klassisch-modernen Malerei so gelernt«, sagt die Bünderin. An einem Tag greift sie dann plötzlich doch zur dunklen Tube. »Da war diese Aufnahme von der Sängerin Sinéad O’Connor, die ich malerisch umsetzen wollte.« Eine Sängerin, die seit Jahren mit Depressionen und Suizidgedanken lebt, ohne Schwarz? Und warum eigentlich kein Schwarz?

Irgendwie ändert dieses Bild vieles in Maike Hölscher-Settniks Arbeitsweise. Es steht immer noch in ihrem Atelier, in »ihrem Raum«. Maike traut sich nach dem Bild auch an andere Techniken heran. Jetzt klebt Maike auch in ihrem Bünder Heim. Sie sammelt Kartons, schneidet Absperrband, schwingt Pinsel, fügt Texte hinzu, greift zum Kleber. Zu viel Kleber, sagt Maike und lacht. So ein Prittstift reicht da nicht lange. Alles was ihr in die Finger kommt, nutzt sie für ihre so ganz eigene Kunst.

So findet Maike ihre Ideen

Ihr wichtigstes Utensil: ein Notizbuch. Eigentlich gar nicht so Kunst. Aber es ist ja auch Maikes Kunst. »Wenn ich unterwegs bin, schreibe ich mir alles auf, was mir gefällt. Mich berührt.« Manchmal ist das ein Satz bei Instagram, mal ein Songtext, mal ein Werbeslogan. Und wer sagt eigentlich, dass auf Kunstwerken nicht auch geschrieben werden darf?

»Oh, mon amour, wenn du dich traust, verschütt’ ich mich dir, avec plaisir« ist so ein Text, der bei Maike einfach hängen geblieben ist. Jetzt ziert er ein rotes Band aus Pappe auf einem ihrer Werke (Titel: »Urban Baroque – Medusa«), auf dem ein männlicher Körper von eben diesem umschlungen wird. Zwei Menschen, gemalt in erotischer Position. Überklebt mit Pommeskartons, abgetrennt von der Wirklichkeit mit rotem Absperrband sind auf einem weiteren Werk mit dem Titel »Foodporn« zu sehen.

Was die 47-Jährige da auf ihre Leinwände und Kartons bringt, hat Wumms. Und zwar so richtig. Sie bringt das, was sie tagtäglich erlebt dort unter. Verbindet, trennt und kritisiert. Sie bringt das, was in ihr ist nach außen — natürlich und einfach. Genau auf den Punkt.

Und irgendwie macht sie damit auch recycelte Kunst. »Das ist mir voll wichtig«, sagt sie. Neben ihr steht ein Stapel Kartons. Paketverpackungen, Schuhkartons … »Da sammelt sich immer so viel an und ich verwerte es«, sagt Maike. Und auch die Platten, die sie als Untergrund gerade gestaltet, sind nicht neu. Sie stammen aus Malkursen, die Maike vor Jahren gegeben hat.

»Bin ich eine richtige Künstlerin?«

Denn eigentlich ist die Bünderin Kunst- und Sonderpädagogin. Und auch, wenn sie im Studium immer mehr gemalt als Pädagogik studiert hat, ist es das, was sie seit gut 20 Jahren macht: Kindern an einer Förderschule Kulturtechniken und das näherbringen, was sie so liebt. Gleichzeitig hat sie ihre drei Söhne großgezogen. Eine richtige Künstlerin wurde Maike irgendwie nebenbei. Wenn man das so nennen kann. Da ist Maike eher bescheiden. »Ab wann ist man ein etablierter Künstler? Das, was ich hier mache, ist meine Art mich auszudrücken. Das bin ich. Bin ich deswegen Künstlerin?«

Und vielleicht ist es gerade ihre natürliche Art, ihre Unaufgeregtheit, ihr »Auf-dem-Boden-geblieben-Sein«, was so viele Menschen begeistert – und auf die Künstlerin Maike aufmerksam gemacht hat. Erst die Stadt Spenge, die ihre Werke im Rathaus ausstellte, dann der Kreis Herford, der ihre Arbeiten mit einem Kulturförderpreis ausgezeichnet und anschließend gekauft hat. Das WDR-Studio in Bielefeld stellte Maikes Kunstwerke nicht nur aus, sondern drehte gleich einen TV-Beitrag über sie. »Da habe ich erst so einen richtigen Bezug zum ­Thema Ausstellungen bekommen.«

Und jetzt, ganz bald, da stellt Maike in Bielefeld bei den Nachtansichten aus. Im hell beleuchteten Hochbunker der Agentur HOCH5 an der Neustädter Straße, mitten in der Stadt. 15.000 Kunstliebhaber sind an dem Abend in ganz Bielefeld unterwegs. Hunderte von ihnen werden Maikes Kunstwerke schon von Weitem durch die Glasfront sehen. »Das ist eine riesen Ehre für mich«, sagt die Künstlerin aus Bünde. Eigentlich ist sie ein abwartender Mensch. Sie glaubt daran, dass sich alles, was sein soll, zur richtigen Zeit ergibt. Doch zu fragen, ob sie zu dieser besonderen Veranstaltung in Bielefeld ausstellen darf: »Das hätte ich mich gar nicht getraut«, sagt Maike und lacht.

Die Kinder sind jetzt aus dem Gröbsten raus, sagt Maike. Zwar habe sie all die Jahre immer gemalt, aber sich so richtig weiterentwickelt? Dafür war kaum Zeit. Aber jetzt. Jetzt nimmt sie sich so viel Zeit wie sie will. In ihrem Raum und schafft Bilder, schafft Kunstwerke, schafft Geschichten. So ist Maike. Ohne Grenzen, ohne Druck, ohne Hast. Ohne Erwartungen von anderen erfüllen zu wollen. Andere gehen vielleicht boxen, oder singen. Und Maike – Maike malt.

Die Nachtansichten

  • Für Kunstliebhaber in der Region sind die Nachtansichten in Bielefeld DIE Veranstaltung des Jahres.
  • Die Nachtansichten finden am 25. April in der ostwestfälsichen Hauptstadt an.
  • Die Türen unseres HOCH5-Agentursitzes im Hochbunker öffnen wir ab 18 Uhr.
  • Unsere Adresse ist: Neustädter Straße 19, Bielefeld.
  • Kommt vorbei und lernt Maike ganz persönlich kennen... und natürlich ihre Werke!