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Sieben Wochen lang bewegungsunfähig

Nicht arbeiten, nicht bewegen, nichts bewegen? Conni Kolkiran konnte sich ja vieles vorstellen. Aber das ganz sicher nicht. Ehe es Realität wurde. Und ihr Fitnessstudio erst jetzt wieder öffnet.

Conni Kolkiran steht 60 Stunden in der Woche in ihrem Injoy Studio in Bünde – eigentlich. Sieben Wochen bleiben die Türen nun aber verschlossen, ehe es dann sehr schnell wieder los ging.
 

WIE IST ES, SO PLÖTZLICH WIEDER ÖFFNEN ZU KÖNNEN?

Conni Kolkiran: Es ist schon ganz ko-misch, wenn man erst zwei Wochen lang gehofft hat, enttäuscht wurde, sich allein-gelassen gefühlt hat. Und plötzlich heißt es: ihr könnt öffnen. Wir als Fitnessstu-dios sind ja teilweise gar nicht mehr bei den Pressekonferenzen und in den Beschlüssen erwähnt worden. Da haben wir gedacht: das geht ja noch ewig so weiter. Wir dachten: erstmal kommt der Outdorsport, dann kommen die Vereine und dann irgendwann wir. Als es dann so schnell kam, waren wir wie in einer Schockstarre. Es gab ja so viel zu organi-sieren. In Niedersachen zum Beispiel ha-ben sie sich zwei Wochen Zeit gelassen, bei uns ging es quasi sofort los. Aber nachdem sich die erste Überraschung gelöst hatte, haben wir es dank unseres tollen Netzwerkes geschafft, dass wir schnell perfekt an den Start gehen konn-ten – und freuen uns darauf, dass es endlich wieder losgeht.

UND WIE IST ES SO, NACH SIEBEN WOCHEN WIEDER ÖFFNEN ZU KÖNNEN?

CK: Es ist so, als hätten wir nie zuge-macht. Die Mitglieder kommen rein, sagen Hallom freuen sich – das ist schon toll. Es war heute, am ersten Öffnungs-tag, noch nicht der große Ansturm, aber das ist ja auch nicht schlimm. Wir haben ja einige Änderungen im Ablauf und dann wollen wir in Ruhe schauen, wie die funktionieren.

MUSSTET IHR DANN AUCH EURE KAPAZITÄTEN LIMITIEREN?

CK: Im Kardiobereich haben wir jedes zweite Gerät gesperrt, weil sie einfach zu eng beieinander stehen. Im Kraftbereich ist das anders, da klappt es mit den nor-malen, baubedingten Abständen ganz gut. Aber wie gesagt, wir müssen erst einmal schauen, wer wann kommt. Schon jetzt haben wir uns vorgenommen, dass wir unsere Kursangebot noch weiter ausbauen, weil ja auf der einen Seite alle Cyclingkurse nicht stattfinden können, wir auf der anderen Seite eine möglichst große Entzerrung erzielen wollen.

WIESO KÖNNEN DENN KURSAN-GEBOTE AUSGEWEITET WERDEN UND CYCLINGKURSE NICHT STATTFINDEN?

CK: Cyclingkurse sind deshalb von der Wiederöffnung ausgenommen, weil da einfach zu viel und zu heftig geatmet wird – das ist einfach zu gefährlich. Bei diesen Kursen, die bei uns sehr beliebt sind, hoffen wir, dass sie wieder erlaubt sind, wenn der Kontaktsport auch wieder von offizieller Seite ermöglicht wird. So lange das so ist, bieten wir die normalen und weitere, neue Kurse an.

WIE VIELE PERSONEN DÜRFEN DENN INSGESAMT BEI EUCH AK-TUELL AUF EINMAL IM STUDIO SEIN?

CK: Nachdem das Ordnungsamt bei uns war, haben wir hier keine exakte Vorgabe, was die Anzahl der Mitglieder vor Ohrt angeht. Für uns heißt das: Wir beobachten ganz genau, wie das Thema Abstandhalten funktioniert, ohne den Zeigefinger zu heben. Ich denke, dass unsere Mitglieder da schon sehr ver-antwortungsbewusst handeln. Es wird also gut funktionieren – nur bei unseren Stoßzeiten, zwischen 17.30 Uhr und 19.30 Uhr, wird es spannend. Aber auch da reagieren wir auf das, was kommt.

VIELE SPORTLERINNEN UND SPORTLER SETZEN SICH NACH DER BEWEGUNG JA GERNE NOCH MAL HIN UND TRINKEN ETWAS. BEKOMME ICH BEI EUCH AKTUELL EINEN SHAKE NUR IN DER TO-GO-VARIANTE?

CK: Wir hatten anfangs auch erst ge-dacht, dass nur eine To-go-Lösung möglich ist. Aber durch die Regelung, dass nun auch Gaststätten wieder öffnen dürfen, können auch wieder diesen Be-reich wieder freigeben. Auch hier haben wir unsere Plätze deutlich reduziert und einen Spuckschutz eingebaut. Das geht also schon und ich denke, dass viele unsere Mitglieder diesen Service nutzen werden.

WIE SIEHT ES MIT DEM DUSCHEN AUS?

CK: Das geht leider – aber irgendwie auch verständlicherweise nicht. Das gleiche gilt auch für den Saunabereich, auch wenn es sicherlich einige vor allem wegen unserer Sauna gekommen sind. Aber auch da hoffen wir, dass sich das bald wieder ändert.

WAS HABT IHR IN DEN SIEBEN WOCHEN, IN DENEN GESCHLOSSEN WAR, EIGENTLICH GEMACHT?

CK: In der ersten Woche haben wir uns erholt. Mein Mann hat immer gesagt: Wir werden zumachen müssen. Das habe ich nicht für möglich gehalten. Dann hat sich schnell abgezeichnet, dass wir vier Wochen lang schließen mussten – und hatten es doch irgendwie schon geahnt. Wir sind vor vollendete Tatsachen ge-stellt worden und wollten das Beste draus machen. Wir arbeiten beide 60 Stunden in der Woche – und das mit drei Kindern. Da war eine solche Auszeit nicht schlecht. Danach haben wir die Onlineportale gestartete, Videos aufge-nommen, Challenges ins Leben gerufen. Wir selber haben Sport gemacht. Bis wir am 20. April wussten: Wir öffnen nicht. Fitnessstudios wurden in den Beschlüs-sen und Pressekonferenzen gar nicht mehr erwähnt, da standen wir plötzlich ohne Ziel da. Das war schon eine sehr schwere Zeit. Irgendwie fehlten gleichzeitig Perspektive und Struktur.

UND WIE HABT IHR DIESE ZEIT WIRTSCHAFTLICH ÜBERSTANDEN?

CK: Bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir die Soforthilfe bekommen haben, hatten wir schon Ängste. Die hat also schon sehr geholfen. Auch die Möglichkeit, die Mie-te zu stunden, war wichtig für uns. Die Mitglieder haben uns auch sehr geholfen, haben manchmal den gesamten Beitrag, andere die Hälfte gezahlt, weil sie uns einfach unterstützen wollten. Das hat schon sehr gut getan. Natürlich fehlte uns das Neukundengeschäft – aber da fängt man vielleicht besser erst gar nicht an, drüber nachzudenken. Wir wussten: Vier Wochen schaffen wir das. Wenn wir allerdings jetzt nicht hätten aufmachen können, hätten wir ein echtes Problem gehabt.

WÄHREND DER KRISE SCHEINEN DEUTLICH MEHR MENSCHEN SPORT ZU TREIBEN. GLAUBST DU, DASS SICH DAS GESUNDHEITSBEWUSSTSEIN DER MENSCHEN GENERELL VERÄNDERT?

CK: Ja, das denke ich schon. Jetzt zeigt sich ja, dass ein gutes Immunsystem durch sportliche Bewegung entsteht. Das Bewusstsein wird also steigen – und das sollten wir dann auch spüren. Am Ende merken wir jetzt auch: wir haben vielen gefehlt. Und das ist ein wirklich schönes Gefühl.

HABT IHR DENN EINE IDEE, WANN IHR ZUR KOMPLETTEN NORMALITÄT ZURÜCKKEHREN KÖNNT?

CK: Wir hoffen, dass die Bestimmungen für uns weiter gelockert werden, wenn Freibäder und Saunen öffnen dürfen. Jetzt ist es aber erst einmal schön, dass wir überhaupt öffnen dürfen, dass man sogar ohne Nase-Mundschutz zu uns kommen kann. Aber natürlich müssen wir schnell zurück zu den Zeiten vor der Corona-Krise, damit wir alle Mitglieder wieder wie gewohnt perfekt bedienen können.