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Die Männer mit der meisten Kosmetik im Haus

Mit der Fußpflege fing alles an. Mittlerweile betreiben Stefan Schölzel und Daniel May einen eigenen Kosmetik-Shop von Bünde aus. Und das alles mal gerade nebenberuflich.

Eine kleine, unscheinbare Seitenstraße zwischen Bünde-Ennigloh und Dünnerholz. Ein parkendes Auto steht vor dem Wohnhaus mit der Nummer 178. Es ist 19 Uhr. Stefan Schölzel und Daniel May sitzen in ihrem Büro, in ihrem Haus. Jedem gehört eine Etage, nur die Lagerräume, die teilen sie sich. Darin liegen keine Autoteile und auch kein Bürozubehör. Ne. Wer beim Reinkommen einfach mal die »Nase offenhält«, kann es schnell erraten. Es riecht nach Seife.

Mit dem Nebenjob fing alles an

Und das ist nicht das einzig Besondere in der Nummer 178. Durch Stefans und Daniels Hände wandern täglich nicht nur viele Seifenstücke, sondern Kosmetikartikel jeder Art. Nagellack, Shampoo, Fußpflegeartikel und Crémes. »Wir sind die mit der meisten Kosmetik im Haus«, sagt der 32-jährige Stefan. Da muss er schon etwas grinsen. Und ihre Lebenspartnerinnen? Die finden das nicht schlimm. Und sowieso nicht das Ding mit diesem Onlineshop. Und die Sache mit der Fußpflege. 

Fußpflege? Ja. Wer jetzt endgültig verwirrt ist, dem erzählt Stefan die verrückte Geschichte von den beiden Jungs, die irgendwann neben der Schule anfangen, in einer Fußpflegepraxis zu jobben und sich mit einem Onlineshop für Kosmetikartikel selbstständig machen.

»Wir könnten jetzt auch in einer Werkstatt sitzen«, scherzt Stefan. Zusammen machen die beiden ihr Fachabitur in Bielefeld. Fachrichtung: Holz und Bau. Dann fängt Stefan einen Nebenjob in einer Fußpflege-Praxis an. Bürokram und so. »Stefan, kannst du dir mal unseren Onlineshop anschauen?« Klar. Er holt seinen Kumpel Daniel mit ins Boot und alles nimmt seinen Lauf.

Daniel ist jetzt sogar Fußpfleger

Sechs Jahre lang betreuen sie den Shop für die Fußpflege-Praxis. »Wir haben uns dann gefragt, als wir dort aufhören wollten, ob wir diese lange Zeit einfach wegschmeißen wollen«, sagt Stefan. Sie fragen bei der Praxis an, ob sie den Shop als eigenständige Firma übernehmen dürfen. Unabhängig, mit neuen Produkten und einem neuen Namen: Seifengalerie. Sie bekommen das »Okay«, solange sie die Praxis-Produkte weiter ver­treiben.

Mittlerweile hat der 32-jährige Daniel für den Shop sogar eine Ausbildung zum Fußpfleger gemacht. »Sonst dürften wir bestimmte Produkte gar nicht verkaufen«, sagt er. Neben bezahlbaren Fußpflegeprodukten, die Patienten in den Praxen sonst nur für viel Geld bekommen, gibt es aber jetzt zuerst Seife. 

Erst von Herstellern aus Deutschland, mit spaDomi ® bringen Stefan und Daniel jetzt aber auch ihre Eigenmarke an den Start. Sie ist vegan, palmölfrei, mit Kokos und Olivenöl, frei von Synthetik und voll mit echten Duftstoffen. Und: Aus der Region. Na klar. 

Und jetzt sitzen sie da in ihrem Haus, mit eigenem Büro und netten Nachbarn. Die klingeln schon mal und laden zum ­Kaffee ein. Und empfehlen »die Jungs« weiter. Dabei machen die das doch immer noch »nur« nebenberuflich. Tagsüber arbeiten sie in Bielefeld. Daniel als Kaufmann im Groß- und Außenhandel, Stefan als E-Commerce-Manager. Abends geht es dann in der Nummer 178 an den Schreibtisch und in die Versandabteilung der Seifengalerie. Ihre Arbeitstage dauern von 6 bis 22 Uhr. Montag bis Sonntag. So richtig wissen Stefan und Daniel mit dem Begriff ­»Freizeit« nichts mehr anzufangen.

Seife liegt im Trend

Aber hoffentlich hat das bald ein Ende. Sie wollen die Seifengalerie bald hauptberuflich betreiben. Auf den Weihnachtsmärkten im vergangenen Jahr haben sie schon gemerkt: Das würde sich mehr als lohnen. Gerade jüngere Kunden würden immer mehr auf Shampoo- und Duschseife umsteigen.

Und wenn sie dann ihre jetzigen Hauptjobs kündigen und nur noch die Seifengalerie machen würden? Gäbe es dann wieder etwas mehr Freizeit? »Vielleicht ein bisschen«, sagt Stefan. Aber schön wär das wahrscheinlich schon. Und dann? Dann würden sie das machen, was Besitzer eines Kosmetik-Onlineshops eben so machen: »Wir sind Adrenalin-Junkies. Wir klettern und besuchen die Freizeitparks mit hohen und schnellen Achterbahnen in dieser Welt.« Ganz normal, die Jungs aus der Nummer 178.